POESIE



Es ist Herbst

Du süßer, kleiner, grüner Hüpfer,

Die Blätter fallen - Blatt um Blatt,

todmüde sie geworden sind.

Am Baume wurden sie einst satt,

dort schaukelten sie fröhlich im Wind.

 

Jetzt sit höchste Zeit zu gehen,

Der gute Baum muss zur Ruhe kommen,

muss Nässe und eisige Kälte überstehen.

Ständige Pflichten sind abgenommen.

 

Wir wollen Ihm die Ruhe gönnen,

längst hat er sich verdient gemacht.

Vorausblickend wir uns freuen können,

wenn er im Frühling wieder erwacht.

 

@Irmgard Adomeit

 



 

Waldfrieden

 

Mich lockt der Wald mit grünen Zweigen

Aus dumpfer Stadt und trüber Luft;

Es lockt mit seiner Sänger Reigen,

mit seinem feierlichen Schweigen

und seiner Blüten milden Duft.

Es wölbt sich stolz der Buchen Krone,

und über Kiesel rollt der Bach;

die Drossel pfeift auf grünem Throne,

es spielt der Wind mit Orgeltone

im dicht verschlungenen Blätterdach.

Und welch ein Reichtum in den Weisen,

die in dem kühlen Waldeszelt

bald in Akkorden, milden, leisen

und bald in vollern mächtig preisen

die reiche, wunderbare Welt!

Am fernen Abhang stehn die Föhre,

dort ruht der Hirsch im kühlen Tann;

sie stimmen auch in vollen Chören,

um nicht die Harmonie zu stören,

ein feierliches Loblied an.

Es fliegt ein Falke durchs Gehege

Mit lautem und mit heiserm Schrei;

Den starken Fittich schlägt er träge,

hoch über ihm zieht seiner Wege

ein stolzer königlicher Weih.

Und Stille, wie in Kirchenhallen,

senkt sich auf Waldung, Tal und Flur;

des Abends dunkle Schleier fallen,

im trauten Zwielicht hörst du schallen

den lauten Ruf des Uhus nur.

Dann steigt der Mond mit goldnem Scheine

Am blauen Himmelsdom empor

Und streut sein Gold rings auf die Haine,

auf Feld und Flur, auf grüne Raine,

und auf das düstre, stille Moor.

Die Ruhe die das All umschlungen,

zieht auch in deine Seele ein;

de innerliche Zwiespalt ist verklungen,

du hast den frieden dir errungen,

des Herzens Saiten tönen rein.

 

Heinrich Zeise

 

 

 (1822-1914), deutscher Dichter



Gans

 

Wer einen Engel sucht 

und nur auf die Flügel schaut,

könnte eine Gans 

nach Hause bringen

 

Georg Christoph Lichtenberg

( 1742 - 1799)

 



Schmetterling

 

Was die Raupe Ende der Welt nennt,  

nennt der Rest der Welt

Schmetterling

 

Laozi

 



Spinne

 

Der Kriminalschriftsteller

ist eine Spinne , die die Fliege

bereits hat, bevor sie das Netz

um Sie herumwebt

 

Arthur Ignatius Conan Doyle

(1859 - 1930)

 



Auge

 

Man sieht nur mit dem Herzen gut,

das Wesentliche ist für die

Augen unsichtbar.

 

Antoine Marie Saint- Exupery

(1900 - 1944)

 



 

An die Möwe

 

Möwe, grauer Meeresvogel,

Der du wanderst durch die Luft,

Was nur ist's das in die Weite

See dich unaufhaltsam ruft?

 

Willst du nur des Sturmes Nahen

Warnen eines Schiffleins Bug.

So das Weltmeer kühn durchschneidet

in sorglos beschwingten Flug?

 

Oder bringst du wohl dem Schiffer,

Der am Maste traurig lehnt,

Grüße von dem fernen Liebchen,

Das sich weinend nach ihm sehnt?

 

Sage grauer Meeresvogel

Der du wanderst durch die Lauft,

Was nur ist's, das in die weite

See dich unaufhaltsam ruft?

 

Eduard Wissmann

(1824 - 1899)

 



 

Der Hirsch

 

Das Morgenlicht ist schon erwacht

der Hirsch erhebt sein stolzes Haupt

Die Erde ist noch taubennetzt-

schon geht des neuen Tages Lauf

 

Sein Ruf hallt weit hinaus ins Land

er rüstet sich für diesen Tag

in Freiheit, Kraft und aller Würde -

Allein zu sein, das macht auch stark

 

Er läuft die wohlbekannten Pfade,

er steigt hinauf und stiebt hinab

Kaum einer hindert seine Wege -

zum Wasser zieht es ihn mit Macht

 

Er kommt zum Lauf des kleinen Flusses

und trinkt das herrlich kühle Nass

So kann das Leben weiter fließen_

braucht wenig Sorgen, keinen Hass

 

Noch and're sind im nahen Wald

auf Wiesen und in lichten Höh'n

Sie spüren wohl ein inn'res Band-

So kann das Leben weitergeh'n

 

Ein tiefes Röhr'n manchmal erschallt

im tiefen, dunklen , wilden Wald

Zur Zeit der Brunft ruft er hinein

Hier, hier bin ich und hier ist mein

 

So stattlich sein hat seinen Preis,

er trägt ja schwer, frisst viel und kämpft

Verliert bisweilen, blutet auch

und lebt auch mal etwas gedämpft

 

Der Abend senkt sich in den Fluren

zum Wald hat er sich aufgemacht

Geschützt und still kaut er das wieder

was dieser tag ihm dargebracht

 

Jürgen Wagner

 

 



Die Biene

 

Die Biene liebt der Blume Duft,

die Natur, die reine Luft.

Schenkt uns Honig, zuckersüß

und sticht nur, das ist gewiss,

dumm belästigt und bedroht,

nie gehässig, ohne Not

 

Und Ihr sprichwörtlicher Fleiß,

liefert täglich den Beweis,

dass der Mensch, der Schöpfung Krone,

sicher und ganz zweifelsohne,

ständig - nicht nur dann und wann,

von der Biene lernen kann

 

@Günther Fritsch



Die Eule

 

Sie hat ihr Haus in einem Baum

Dort ist zwar nicht so arg viel Raum

doch ist sie immer gut geschützt

was Ihrem Nachwuchs lange nützt

 

Zum Abenddämmern fliegt sie aus

Sie hört auch noch die kleinste Maus

und fliegt ganz lautlos durch den Wald

ergreift ihr Essen sicher bald

 

Die Schreie hallen durch die Nacht

und werden ängstlich wiederbracht

Leis' kehrt sie zurück ins Heim

Die Jungen sind noch immer klein

 

Dort sitzt sie still auch ohne Drang

Die Zeit, sie wird ihr selten lang

Sie weiß um Ihre inn're Kraft

und ruht in Ihrer Schärfe Macht

 

@Jürgen Wagner

 

 



Die Ente

 

Ein wahres Bild von mir,

Wahres Bild von meinen Brüdern!

Ente, jetzt schenk ich Dir

Auch ein Lied von meinen Liedern

 

Oft und oft muss Dich der Neid

Zechend auf dem Teiche sehen.

Oft sieht er aus Trunkenheit

Taumelnd dich in Pfützen gehen.

 

Auch ein Tier -- o das ist viel!

Hält den Satz für wahr und süße,

Dass, wer glücklich leben will,

Fein das Trinken lieben müsse.

 

Ente, ists nicht die Natur,

Die dich stets zum Teiche treibet?

Ja, sie ists, drum folg ihr

Trinke, bis nichts übrig bleibet.

 

Ja, du trinkst und singst dazu.

Neider nennen es zwar schnadern;

Aber, Ente, ich und du

Wollen nicht um Worte hadern.

 

Wem mein Singen nicht gefällt,

Mag es immer Schnadern nennen.

Will uns nur die neidische Welt

Als versuchte Trinker kennen.

 

Aber wie bedaure ich dich,

Dass du nur musst Wasser trinken.

Und wie glücklich schätz ich mich,

Wenn mir Weine dafür blinken.

 

Armes Tier, ergib dich drein.

Lass dich nicht den neid verführen.

Denn des Weins Gebrauch allein

Unterscheidet uns von Tieren.

 

In der Welt muss Ordnung sein.

Menschen sind von edlern Gaben.

Du trinkst Wasser und ich Wein:

So will es in Ordnung haben.

 

Gotthold Ebrahim Lessing

(1729 - 1781)

 



Der stolze Falke

 

Von weitem schon war er

als kleiner Punkt am Himmel zu erkennen,

im Zielflug stürzte er herab zur Erde,

visierte an mit scharfen Aug' und leichten Flugs

den ledernen Handschuh des jungen Falkners,

er ließ sich nieder auf seinen sehnigen Arm,

bevor er, einmal noch die Schwingen schlagend

und sanft gestreichelt an den Wangen still aushielt,

dass ihm die Falkner nun die goldene Haube

wieder über sein Haupt konnt streifen.

@Franz Christian Hörschläger

 

 



Der Grashüpfer

 

Du süßer, kleiner, grüner Hüpfer,

wie amüsierst Du mich!

ich muss dich anvisieren

ganz schnell mit meinen Augen,

die zu großen Wendigkeit,

mit der du durch dein Leben springst,

beinah nicht taugen.

 

Doch bei der Landung dann,

du drolliger, kleiner Mann

kommt es sehr drauf an,

ob man sie richtig kann!

 

Oft, schlägst, du einen Purzelbaum

aufgrund deiner Schnelligkeit.

Doch nichts kann dir

die Sprungkunst rauben.

Sie gehört einfach zu Deiner Art!

 

Aber bedenke ein klein wenig,

du putziger Akrobat:

Wer sich selbst überholen will,

der muss halt des Öfteren

"dran glauben"

 

@ Renate Tank

 



Der kleine Hase

Du süßer, kleiner, grüner Hüpfer,

Ein kleiner Has' mit langen Ohren

hatte sich im Wald verloren.

Der Fuchs fand das ganz spitzenmäßig,

denn er war heut arg gefräßig.

Verfrüht starb daraufhin der Hase,

vom Fuchs vernascht im grünen Grase.

Die Reste teilt er mit den Lieben,

nur die Löffel ließ er liegen.



Das schlaue Insekt

Du süßer, kleiner, grüner Hüpfer,

Ein Laubfrosch saß im Sonnenschein

und sog die warme Waldluft ein,

er war vergnügt und guter Dinge

dass Ihm das alte Spiel gelinge,

die Fliege dort mit List und Tücke

gleich zu verzehrn in einem Stücke.

 

Die Fliege war nicht minder schlau,

sie wusste deshalb ganz genau

schon von des Frosches Mörderplan,

um das Insekt, es ging daran,

dem Laubfrosch etwas vorzubalzen,

um Ihm die Suppe zu versalzen.

 

So lockte sie das Krötentier,

das schon geblendet war von Gier,

hinweg zu einem kleinen Weiher,

dort hatte aufmerksam ein Reiher

das Spiel verfolgt und schnappte zu,

die Fliege lebt, der Frosch gab Ruh'

 

@ Franz Christian Hörschläger

 

 



Käfer

Du süßer, kleiner, grüner Hüpfer,

 

wer mag sie kennen,

wie sie da rennen,

fliegen und nagen,

nützen und plagen,

die

Laufkäfer

Schwimmkäfer

Glanzkäfer

Aaskäfer

Bohrkäfer

Weichkäfer

Schnellkäfer

Buntkäfer

Schwarzkäfer

Bockkäfer

Speckkäfer

Prachtkäfer

wer mag sie kennen,

wie sie da rennen,

fliegen und nagen

nützen und plagen

 

@ Ingo Baumgartner

 

Du süßer, kleiner, grüner Hüpfer,



Lieber Spatz

Du süßer, kleiner, grüner Hüpfer,

 

Passer domesticus, Raufbold und Lärmer

putziger, drolliger Herzenerwärmer,

Rossapfelforscher und Dachrinnennister,

Buntheit verachtender Grauwertphilister,

Staubstraßensuhler und Weizenvertilger,

zänkischer, pfeifender Vorgartenpilger,

niemand  erwählt dich zum kostbaren Schatz.

Ich aber mag dich du herziger Spatz

 

@Ingo Baumgartner